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2. Es wird ernst!

Unser Sohn war also entschlossen, sich „unglücklich zu machen“, d.h. die Renovierung in eigenem Namen durchzuführen. Dazu mußte das Klinge-Haus vom Betriebsgrundstück abgetrennt werden und eine eigene Parzelle bilden. Wir hatten vor, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Um einerseits die Kosten möglichst gering zu halten und andererseits Leerlaufzeiten in unserem Betrieb zu überbrücken, sollte soviel wie möglich in eigener Regie gemacht werden. Bauerfahrung hatten wir ja zu Genüge (glaubten wir).

Zuerst mußte das Haus ausgeräumt, jede Menge Dreck und Unrat weggeschafft, zwei alte Schornsteine abgetragen, Fachwerk freigelegt werden. Das liest sich jetzt im Nachhinein so einfach und harmlos, aber- wo und wie anfangen? Wunderbarerweise war es jetzt auf einmal unser Vater, der sich ermannte, sämtliche geleisteten Schwüre vergaß, sich wieder zuständig fühlte, in die Hände spuckte und die Initiative ergriff. Er sammelte eine Riege bewährter guter Freunde und Allround-Hilfskräfte um sich und es ging los!

Der Anfang ging überraschend glatt und schnell über die Bühne: Entrümpelung, Abriß der alten Waschküche, Abtragen der Schornsteine. Ein Müll-Entsorgungsbetrieb stellte uns einen leeren Container hin, holte ihn nach dem Füllen wieder ab und brachte gleich wieder einen leeren mit. Wir waren auf allerhand Dreck gefaßt, ahnten aber nicht im entferntesten,wieviel  es wirklich geben würde.

Ich will es nicht zu spannend machen und gleich vorneweg verraten: Es waren in insgesamt drei Jahren Bauzeit schließlich 22 – in Worten: zweiundzwanzig! – Container Dreck und Schutt. Diesen ganzen  ungeheuren Haufen hat ein Mann fast alleine bewältigt, dem wirklich hier ein Denkmal gesetzt werden muß: Unser alter Wilhelm R., lebendes Inventar unseres Betriebes, damals schon 78 Jahre alt, ein Naturwunder.


Untergeschoß während der Entrümpelung

Wilhelm, der schon Donnerstag abends unsere Werkstatt pickobello saubergemacht hat, der jeden einzelnen Holzspan und jedes Abfall-Leistchen als Brennholz sicherstellte. Wilhelm, alleinstehend, stocktaub, der sich als einzigen Freund und Vertrauten meinen Mann erkoren hatte, und der sich mit nimmermüder Begeisterung jeder Abriß- und Aufräumarbeit gewachsen zeigte. Ich weiß wirklich nicht, wie es ohne unseren alten Wilhelm gegangen wäre. Nebenbei, ein Punkt, den ich betonen möchte, um Fehlschlüsse zu vermeiden: Jeder einzelne Helfer, der am Bau gearbeitet hat, war ordnungsgemäß gemeldet und versteuert. Das ist ganz wichtig bei derartigen Vorhaben.

 

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