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5. Der „Höhepunkt“ ist erreicht

Der Winter brachte zwangsläufig Unterbrechungen im Baufortschritt. War das Wetter einigermaßen günstig, wurden neue Zwischenwände im Erdgeschoß gemauert, und unser vielseitiger Wilhelm grub ganz allein den zukünftigen Heizungskeller ca. 25cm tiefer. Der zweite Kellerraum sollte unverändert bleiben mit seinem gestampften Lehmboden, weil er sich so ganz wunderbar als Vorratskeller für Kartoffeln, Obst und Gemüse eignet. Vergleichbares gibt es in keinem Neubau.

Auch im Obergeschoß konnte weitergemacht werden wenn in der Werkstatt mal Leerlauf war. Zwischenwände abtragen, zum Teil neu mauern, Wand- und Deckenbalken freilegen, säubern, streichen und noch so manches andere. So kam das Frühjahr heran und es konnte mit frischem Mut weitergehen.

Als erstes stand wieder eine Hauptaktion auf dem Plan: Die Dachstuhlerneuerung. Der Dachstuhl war so ziemlich das Einzige, was komplett von einer fremden Firma ausgeführt werden mußte, lediglich das Abdecken und Entfernen der alten Lattung machten wir mit eigenen Leuten. Von den uralten Ziegeln war keiner mehr zu gebrauchen, aber wir fanden drei Stück mit eingeritzten Verzierungen und der Jahreszahl 1824. Da das Haus laut Inschrift


Abdecken der Ziegel und entfernen der Lattung

auf dem Türstock bereits 1713 erbaut wurde, müssen diese Ziegel also von einer Renovierung stammen. Wir haben sie unserem „Privat-Museum“ einverleibt.

Gebälk und Lattung waren zum großen Teil noch mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt. Mich befiel, als ich das entdeckte, eine Art Sammler-Rausch, der mich zwang, unter Lebensgefahr inmitten zerkrachender Ziegel und heruntersausender Latten und Balken herumzuspringen, um möglichst viele dieser „Kostbarkeiten“ sicher zu stellen. Ein paar schöne Exemplare konnte ich retten, aber dann wurde es mir doch zu gefährlich und ich trat den Rückzug an. Aber Wilhelm war da, auch er sammelte, nämlich Brennholz, und ich zeigte ihm ein paar Latten mit Nägeln und ich bat ihn, mir doch nachher die Nägel vorsichtig herauszumachen und aufzuheben. Er nickte eifrig, voller Verständnis und Beflissenheit und am späten nachmittag kam er ins Büro. Was er mir da freundlich lächelnd entgegenhielt, das waren die sorgfältig von allen Nägeln befreiten, säuberlich gebündelten, schön gleichmäßig abgeschnittenen – Latten!

Der Dachstuhl war schnell aufgeschlagen, bis Mittag war alles erledigt, und wir feierten gleich ein schnell improvisiertes Richtfest.

 

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